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Seit gut einer Stunde stehe ich nun in diesem Stau … der keine 100 Meter vor mir seinen Ursprung fand …. Mittlerweile weiß ich, dass 2 LKW in die Planken gerast sind und ein paar Autos drauf gerauscht sind … In den letzten 70 Minuten sind mindestens 8 Krankenwagen, 3 große Feuerwehrautos, ein Hubschrauber angekommen. Ein Reporter bahnt sich zu Fuß den Weg – eine dicke Kamera in seinen Händen. Mindestens eine Stunde wird es noch dauern.

Um mich herum steigt der Unmut. Einen Katzensprung von mir entfernt herrscht Chaos. Bleche werden gesägt, es wird vermessen und rangiert .. Ich Mein Nachbar steigt aus seinem Wagen. „Pech gehabt. Wären wir doch ein paar Minuten früher durchgewesen…“ Ich erwidere mit einem fröhlichen „Was für ein Glück wir doch hatten. Wir hätten eine halbe Minute früher sein können!“. Die Mine meines Gegenüber erhellt sich schlagartig. „So kann man es natürlich auch sehen.“, und er erzählt dass er als Rentner und Hobbytrödler gerade alte Lampen ausliefern wollte. Hinter mir steigt ein Mann in ähnlichem Alter aus. Er lacht mich breit an, fragt mich, wie ich heiße drückt mich an sich und drückt mir einen dicken Schmatzer auf die Wange.

Einfach so. Sein Lachen ist einnehmend, sein deutsch schlecht. Er kommt aus Mazedonien, ist auf dem Weg nach Amsterdam und erzählt dass er in der Politik ist. Mit einem Blick auf das Logo meines Autos sagt er „Ich, meine Frau 34 Jahre heiraten. Jetzt tot.“, lacht wieder herzlich und drückt mich an seine breite Brust. Die Besitzer der Autos um uns herum schauen uns stirnrunzelnd an. Er erzählt überschwänglich für welch eine Heldin Europas er Angela Merkel halten würde, fragt welchen Glauben ich habe und wischt seine eigene Frage kurzerhand wieder weg: „Egal, Liebe macht alle gleich.

Wie schön dich treffen!“ Der Antiquitätenrenter schaut mich verstohlen an und meint „Darf ich Ihnen das sagen: Sie sind wirklich eine sehr schöne Frau.“ Darf er, denn mittlerweile strahle ich wohl wie ein Honigkuchenpferd in Anbetracht solch wunderbarer „zufälliger“ Begegnungen mitten auf der A3 – nur 100 Meter von der dunklen Seite der Dualität entfernt. Das ist „Spirit(D)dualität“ in Aktion denke ich dankbar. Dankbar für dieses wunderbare Leben, dankbar, immer gut beschützt zu sein auf meinen Fahrten. Nach knapp zwei Stunden geht es weiter. Ich rieche nach billigem After Shave eines mazedonischen Politikers.

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